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Wild MPS 52 analoge Mikroskop / Makroskop Kamera - Umrüstung auf digitale Dokumentation
11.04.2021
Das Dokumentationssystem Wild / Leica MPS 52 war ein Bildaufnahmesystem auf der Basis von analogem Kleinbildfilm. Brauch man so etwas in Zeiten der digitalen Fotografie ? Zu Zeiten allgegenwärtiger Smartphones, die sich gut an Mikroskope adaptieren lassen, ist die Verstaubte Technik aus der analogen Ära doch völlig überflüssig…?
Meine Antwort ist Jein… Für eine schnelle Dokumentation durch das Okular brauchen Sie dergleichen sicherlich nicht.
Wollen Sie jedoch vorhandene Vollformat Digitalkameras an Mikroskope oder Stereo-Mikroskope adaptieren, ergeben sich erhebliche Probleme. Moderne Mikroskope haben durchschnittlich ein Bildfeld von ca. 25mm Durchmesser, allenfalls 1 Zoll Kameras würden hier ohne optische Anpassungen adaptierbar sein. Zur korrekten Ausleuchtung des Vollformates braucht es dagegen eine Anpassungsoptik. Diese ist häufig schwierig zu beziehen, da die Mikroskop Hersteller diese Bauteile sehr wenig unterstützten. Die Digitalkameras der Mikroskop Hersteller haben entsprechend wesentlich kleinere Sensoren mit entsprechenden Anpassungsoptiken, die jedoch für normale Digitalkameras unbrauchbar sind.
Nun kommt das MPS52 System ins Spiel. Die Komponenten sind gebraucht sehr günstig zu beziehen und die Optik für die Anpassung auf Vollformat ist ja bereits Bestandteil des Systems. Ist auch noch der passende mechanische Aufnahmetubus samt Fotoprojektiv dabei, hat man ein vollständiges System. Es sind nur kleine Umbauten nötig, dieses hochwertige Material digital weiternutzen zu können. Das Bild oben zeigt ein vollständiges MPS 52 System, die Steuereinheit für die Belichtungseinstellungen etc. fehlt jedoch, diese wird allerdings auch nicht mehr gebraucht.
Das System besteht aus einer Filmkasette samt Unterteil für den Filmtransport, im Bild oben in schwarz zusehen. Darunter findet sich die Steuereinheit, weiss lackiert, mit den Verschlüssen für die Belichtung und den Messzellen für die Belichtungsmessung. Am unteren Ende in schwarz der Tubus für den Einsatz in den entsprechenden Mikroskop-Aufnahmen, mit eingesetztem Projektiv.
Ziel des Umbaus ist, die obere schwarze Kleinbildeinheit durch eine Digitalkamera zu ersetzen. Zunächst müssen dafür einige Modifikationen an der Steuereinheit vorgenommen werden. Der dortige Verschluss und die Belichtungsmessung werden ja nicht mehr gebraucht, dies übernimmt die Digitalkamera. Durch Lösen der 3 Schrauben auf der Oberseite werden die beiden Hälften des Systems getrennt.
Das obige Bild zeigt den Blick in die untere Baugruppe des Steuersystems mit dem Umlenkspiegel für die Belichtungsmessung. Diese muss entfernt werden, damit der Strahlengang vom Mikroskop frei ist. Die Klemmschrauben für die Achslagerung rechts und links des Spiegels sind hier bereits entfernt.
Hier ist der Spiegel schließlich vollständig ausgebaut, der Blick auf das Loch Richtung Mikroskop ist frei. Das nächste Bild zeigt den ausgebauten Spiegel.
Danach muss der Verschluss in der Offenstellung blockiert werden. Das Bild oben zeigt den bereits blockierten Verschluss, der sich in der oberen Hälfte der Steuereinheit befindet. Die Blockade ist mit einem stück Draht leicht zu bewerkstelligen, wie die folgende Detailaufnahme zeigt. Der Drahtabschnitt ist hier mit einem kleinen Tropfen Klebstoff gesichert.
Damit sind die Umbauten an der Steuereinheit bereits abgeschlossen, die beiden Systemteile können wieder verschraubt werden.
Nachfolgend muss nun der Übergangsstutzen am Kamera-Körper ausgebaut werden. Dieser Tubus enthält die Anpassungsoptik für das Kleinbildformat. Dazu wird der Boden des Kameragehäuses abgeschraubt, der kleine Hebel für die Trennung der Filmkasette muss dazu auch abgeschraubt werden. Das folgende Bild zeigt das Innere der Kameraeinheit bei abgenommenem Boden. Nun müssen die 3 Inbusschrauben, Schlüsselweite 1,5mm gelöst werden, damit der Tubus frei wird.
Danach lässt sich der Tubus leicht vom Kamerakörper abnehmen:
Die verbleibenden Komponenten der Kameraeinheit werden nun nicht mehr gebraucht.
Nun muss dieser Tubus mit dem entsprechenden Bajonettadapter der Digitalkamera verbunden werden. Hierzu wird der innere Ring des Adapters, der das T2 Gewinde enthält, soweit abhedreht, dass er über die Aufnahme des MPS52 Tubus passt. Die verbleibende Materialstärke ist gering, Vorsicht ist hier geboten, wie das Bild oben zeigt.
Das Bild oben zeigt die zusammengeschobenen Teile, die anschließend in dem Bajonettring eingesetzt werden. Dabei ist auf die Ausrichtung der rechteckigen Blende zu achten, wie das folgende Bild zeigt.
Nach wiedereinschrauben der Anpassungsoptik ist der Umbau abgeschlossen, die Komponenten können zusammengesetzt werden.
Die folgenden Bilder zeigen den fertigen Aufbau, die Digitalkamera ersetzt nun die analoge Filmkasette.
Abschließend das übliche Testbild, das die überzeugende Qualität der MPS 52 Optik auch mit aktueller Kameratechnik verdeutlicht. Das Bild zeigt eine Foraminiferenschale (Baculogypsina sphaerulata) aus Okinawa, Japan, eine Stereolupe Leica MZ8 diente als Aufnahmeplattform.
Fazit
Die Adaption des Wild MPS 52 Kamerasystems an eine Vollformat Digitalkamera ist mit wenig Aufwand realisierbar. Die weiße Steuereinheit dient hier als inaktiver Abstandshalter der vorhandenen Anpassungsoptiken, die Digitalkamera wird an Stelle der ursprünglichen Filmkamera aufgesteckt. Die erhaltenen Bilder sind von ausgezeichneter Qualität. Es lohnt sich unbedingt, die bewährte Technik digital weiter zu benutzen.